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22. Februar2025
Das Wintermärchen Romanze von William Shakespeare in einer Inszensierung der Bremer Shakespeare Company
Viel Theater mit wenig Aufwand Während sich draußen der Winter eine Pause gönnt, entspinnt sich drinnen im Binchen, das Wintermärchen. William Shakespeare hat es erzählt und die Bremer Shakespeare Company, schon lange in Eutin bekannt und immer wieder gern gesehen, hat es inszeniert und aufgeführt. Ein Schauspiel, ein Märchen, eine Romanze. Romanzen zeichnen sich dadurch aus, dass sie gut ausgehen. Das erklärt Petra-Janina Schultz in ihrer grandiosen Einführung. Und auch, dass es ein Kniff der Regisseurin, Paricia Benecke, war, das Märchen aus der Sicht Perditas, Tochter des Königspaares Leontes und Hermione, erzählen zu lassen. Aus weiblicher Sicht wird besonders deutlich, was die rasende und völlig unbegründete Eifersucht des einen und die Tobsucht des anderen Königs anrichten. Schaut man gerade jetzt in die Welt, staunt man, wie wenig sich seit Shakespeares Zeiten verändert hat und wie auch heute „Herrscher“ ihren völlig unbeherrschten und unreflektierten eifersüchtigen und tobsüchtigen Gefühlen und Machtansprüchen freien Lauf lassen, egal, wieviel Not dadurch entsteht. Als einzige Frau in diesem Stück schlüpft Petra-Janina Schultz denn auch in die Rolle der Erzählerin, der Paulina, der Perdita und deren Mutter Hermione. Geschickt, wie nebenbei und mit kleinem Aufwand, wechselt sie die Kostüme und damit die Rollen, von denen sie jede einzelne großartig spielt. Den Wechsel im Nu in die unterschiedlichsten Rollen vollziehen auch die anderen drei Darsteller überzeugend: Simon Elias als Prinz Mamillius und drei weitere Rollen, Tim D. Lee als Böhmen-König Polixenes und sechs weitere Protagonisten, darunter auch eine Hofdame. Und Markus Seuss spielt Leontes, König von Sizilien, daneben eine Hofdame und einen alten Schäfer. Beeindruckend, mit wie wenigen Mitteln und mit welcher Leichtigkeit alle Vier die so verschiedenen Rollen einnehmen und glaubwürdig darstellen. Und das nicht nur in Sprechrollen, sondern auch als Chor, der in diversen Szenen stimmungsvolle Klangbilder erzeugt. Das Bühnenbild wunderbar in seiner Einfachheit und zum Staunen, mit wie wenig Requisiten ein 20 Jahre dauernder eisiger Winter den Zuschauer frieren lässt. Schön gemacht auch die Masken von Bären, Wolf und Schafen, die das Märchenhafte des Stückes unterstreichen. Nachdem das Stück geendet hatte und der große Applaus im ausverkauften Binchen abebbte, betonte Petra-Janina Schultz noch einmal die Notwendigkeit echten Theaters auf echten Bühnen, weil der Kontakt von Publikum und Schauspielern so unmittelbar sei und weil Theater eben etwas ganz Besonderes sei. In heutiger Zeit, nachdem Corona manchen kleinen Bühnen das Überleben unmöglich machte und die Politik die Wichtigkeit von Kultur nicht mehr versteht und darum zuerst dort die Mittel kürzt, war dieser Hinweis noch einmal nötig und wertvoll. Und davon abgesehen hatte das Publikum einen wundervoll unterhaltsamen Theaterabend, bei dem vier Darsteller 17 Rollen spielten. Wenn das nicht sparsam ist! Rosemarie Schrick