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NACHKLANG
Presto, presto, Herr Notar!
Szenische Lesung über Leben und Werk
von Carlo Goldoni
Jetzt aber presto!
Ein Sonnenstreif, ein kleiner roter Vogel, ein
Dompfaff. Mit diesem idyllischen Bild begann am
Samstagabend die szenische Lesung im „Binchen“
über den 1707 geborenen Carlo Goldoni.
In den Farben der italienischen Flagge, rot, weiß
und grün gewandet, waren sie auf der Bühne
erschienen: Christian Kaiser, Christian Dieterle und
Wolfgang Griep.
Im Rahmen des Literatursommers Schleswig-
Holstein, dessen Gastland in diesem Jahr Italien ist,
stellten sie den Autor und Erneuerer der
italienischen Komödie, Carlo Goldoni, in einer
szenischen Lesung vor mit dem Titel „Presto,
presto, Herr Notar!“
Auch wenn der Name des Komödienschreibers aus dem 18. Jahrhundert nicht unbekannt ist,
weiß man doch kaum etwas über seine Herkunft und sein sehr bewegtes Leben. Wer ihn
kennt, weiß um ihn als Autor von Theaterstücken. Über sein Studium, das er in rasantem
Tempo, presto, presto, als Notar beendete, wissen hingegen die wenigsten etwas.
Diese Wissenslücke füllten die Drei in einer unterhaltsamen Lesung mit verteilten Rollen.
Während Wolfgang Griep in der Rolle des Goldoni aus dessen Memoiren las, was ihm beim
Theater wichtig und zu seiner Zeit geradezu revolutionär war, wechselten Dieterle und Kaiser
die Rollen als Außenstehende, als Goldonis Vater oder Mutter oder als Schauspieler seiner
Stücke.
Das aufmerksame Publikum erfuhr, dass dieser unruhige Italiener ein ganz neues Verständnis
der Schauspielerei etablierte: weg von alten starren Masken, hin zu lebendigen, echten
Gesichtern, die Gefühle zeigen und in denen die Menschen sich wiedererkennen. So sind
auch die Themen seiner Theaterstücke dem Volk abgeschaut und als Komödien umgesetzt,
weil er fand, dass man lachend eher zu Erkenntnis gelange. So schrieb er nachweislich
mindestens 150 überwiegend Komödien und etwa 80 Libretti für Opern.
Christian Dieterle und Christian Kaiser stellten die aus Leder gefertigten Halbmasken vor, die
als vorgegebene, feste Mimik beim Theater immer gleich eingesetzt wurden, bevor Goldoni
das Theater lebendig machte.
Sein Publikum war begeistert von dem Stil des Vielschreibers; so auch die ungefähr 30
Zuhörer im „Binchen“ von dem Vortrag der drei Vorleser.
Rosemarie Schrick